Die Steiermärkische Landesregierung präsentierte am 20. Juni 2023 bei einer Pressekonferenz im Rittersaal des Grazer Landhauses umfangreiche Maßnahmen zur Stabilisierung des steirischen Gesundheitswesens. Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß, Personallandesrat Werner Amon, Klubobmann Hannes Schwarz, die KAGes-Vorstände Gerhard Stark und Ulf Drabek und Zentralbetriebsrat-Vorsitzender Michael Tripolt präsentierten ein dreiteiliges Maßnahmenbündel bestehend aus Strukturadaptierungen in KAGes-Häusern, Gehaltsverbesserungen für die Schemata S1, S2 sowie Anrechenbarkeit von Vordienstzeiten und dem forcierten Ausbau von Gesundheitszentren in Form von Primärversorgungseinheiten (PVE).

Planungssicherheit
Die leitende Idee der KAGes-Adaptierungsmaßnahmen sieht die stärkere Trennung von akuten und geplanten Leistungen vor und wird sowohl die Planbarkeit für Patientinnen und Patienten, als auch die Dienstplansicherheit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessern. Die Mitarbeitenden in den Spitäler werden dort entlastet, wo es nötig ist und durch Schwerpunktsetzungen soll die Behandlungsqualität weiter gesteigert werden. Durch hohe Fallzahlen bleiben auch regionale Krankenhäuser als Ausbildungsstandort und professionelle Gesundheitsversorger attraktiv. Mit der Umsetzung der Maßnahmen an den Landeskrankenhäusern wird umgehend begonnen, mit dem Ziel, diese bis zum Frühjahr 2024 umzusetzen.

Ebenfalls wird bei den Strukturmaßnahmen verstärkt auf Kooperation und interdisziplinäre Zusammenarbeit gesetzt. Damit lassen sich Synergien noch besser nutzen und stark frequentierte Bereiche können durch mehr Flexibilität entlastet werden, wie standortübergreifende Ärztepools. Die Etablierung neuer Wochen- und Tageskliniken wird personalintensive Bettenstationen entlasten. Mit der Einrichtung weiterer Zentraler Ambulanter Erstversorgungen (ZAE) an acht Standorten wird die Patientensteuerung verbessert und gleichzeitig die umfassende Notfallversorgung sichergestellt.

Mehr Gehalt
In den letzten beiden Monaten wurden zwischen dem Zentralbetriebsrat und Vertreterinnen und Vertreter der KAGes im Auftrag der Steiermärkischen Landesregierung die Gehaltsschemata (S1, S2) für KAGes-Mitarbeitende und die Anrechenbarkeit von Vordienstjahren intensiv verhandelt. Mit einem Investitionsvolumen von rund 130 Millionen Euro pro Jahr werden die Gehälter über alle Schemata hinweg erhöht. Das ist eines der größten Personalinvestitionspakete für die KAGes, das jemals für die Mitarbeitenden geschnürt wurde. Höhere Einstiegsgehälter und zugleich ein insgesamt attraktives Gehaltsschema machen die KAGes zu einem der attraktivsten Gesundheitsdienstgeber österreichweit. Die Gehälter liegen zumeist an der Spitze bzw. zumindest immer über dem österreichweiten Durchschnitt. Ein Beispiel: Eine Diplom- und Gesundheitspflegekraft mit einem Wochenenddienst (24h) und fünf Nachtdiensten im Monat, in Vollzeit, verdient als Berufsanfänger oder Berufsanfängerin 3.979 Euro (brutto). Das sind um 650 Euro mehr als zuvor. Durchschnittlich sind die Löhne der DGKPs um 12,5 Prozent gestiegen. Die Vordienstzeitenregelung – Anrechenbarkeit von Berufsjahren außerhalb der KAGes – für alle Berufsgruppen wird mit 1.7.2022 rückwirkend in Kraft treten. Das gesamte Personalinvestitionspaket wird mit 1.9.2023 wirksam werden.

Hilfe vor Ort
Als begleitende Maßnahme für den niedergelassenen Bereich kündigte der Gesundheitsfonds an, den Ausbau von interdisziplinären Gesundheitszentren, den Primärversorgungseinheiten, noch schneller voranzutreiben. Die Steiermark liegt im Bundesländervergleich voran, wird aber noch sieben weitere dieses Jahr umsetzen: Graz-Reininghaus, Graz-Liebenau, Graz-Smart City, Fohnsdorf, Leoben, Pöllau und Bruck (Region). Insgesamt sind 30 Zentren bis 2025 geplant. Ein PV-Netzwerk ist ab 2024 für den Raum Kumberg-Eggersdorf geplant.

Statements:
Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß: „Der Transformationsprozess unseres Gesundheitssystems ist im vollen Gange und die Steiermark positioniert sich mit dem mutigen Maßnahmenbündel, den Strukturmaßnahmen, den erfolgreichen Abschlüssen der Gehaltsverhandlungen und dem forcierten Ausbau von PVEs im österreichischen Spitzenfeld der Gesundheitsversorgung. Wir bitten dabei heute um das Mittragen der Steirerinnen und Steirer bei den getroffenen Maßnahmen. Viele Bereiche in den KAGes-Häusern werden neu geordnet, damit die Mitarbeitenden mehr Planungssicherheit bekommen, und wir dadurch diese Planungssicherheit in tatsächliche Versorgungssicherheit umlegen können.“

Personallandesrat Werner Amon: „Dieses Personalinvestitionspaket in Höhe von zirka 130 Millionen Euro pro Jahr ist ein großer Wurf und vor allem eine Anerkennung und ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der KAGes. Mit diesen Maßnahmen machen wir die KAGes zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Österreich. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, in erster Linie bei den Sozialpartnern der KAGes, der zuständigen Gesundheitslandesrätin, Herrn Klubobmann Schwarz sowie dem Landeshauptmann und dem Landeshauptmann-Stellvertreter, dass diese wichtige Einigung so rasch zu Stande gekommen ist.“

Hannes Schwarz, SPÖ-Klubobmann: „Schluss mit dem, Loch-auf-Loch-zu-System‘ in unserem Gesundheitssystem. Mit dem heute vorgestellten Maßnahmenpaket setzen wir in der Steiermark auf nachhaltige Verbesserungen statt auf vorübergehende Lösungen, auf eine gerechte Entlohnung für unsere KAGes-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter und eine deutlich erhöhte Planungssicherheit für unsere Patientinnen und Patienten.“

KAGes-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark und Vorstandsdirektor für Finanzen und Technik, Ulf Drabek, bekräftigen: „Wir begegnen dem bisher beispielslosen, internationalen Personalmangel im Gesundheitsbereich mit einer bisher ebenso beispiellosen Strukturanpassung, um das Herz der KAGes – unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – bestmöglich zu unterstützen und zu entlasten. Nur so können wir auch weiterhin die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten in hoher Qualität gewährleisten und unserem Leitbild – ‚Menschen helfen Menschen‘ – gerecht bleiben. Die aktuellen Gegebenheiten sowie die gesellschaftlichen und demografischen Entwicklungen bedingen diese Schritte – damit wir als moderner und stabiler Arbeitgeber weiterhin eine zentrale Stütze des steirischen Gesundheitsnetzwerkes bleiben und gleichzeitig noch effektiver mit unseren Partnern im Gesundheitswesen zusammenarbeiten können. Schritte, mit denen wir uns zuversichtlich auf den Weg aus der Krise in eine gesunde Zukunft machen.“

KAGes-Zentralbetriebsrats-Vorsitzender Michael Tripolt: „Die Zeit, in der unsere Kolleginnen und Kollegen beim Gehalt auf andere Bundesländern aufblicken mussten, ist endlich vorbei. Mit den drei ausverhandelten Paketen S2, S1 und Vordienstzeiten ist es uns gelungen, nachhaltige Verbesserungen für alle Berufsgruppen zu erreichen. Zukünftig zählt die Steiermark zu den attraktivsten Regionen im Gesundheitswesen.“

Nachfolgend ein Überblick über die Maßnahmen, zu denen in den nächsten Wochen und Monaten noch weitere Informationen folgen:

  • LKH-Univ. Klinikum Graz
    (Umsetzung geplant bis März 2024)Nach der bereits erfolgten Kooperation mit dem LKH-Standort Deutschlandsberg im Bereich der Urologie und dem LKH Weiz im Bereich der Orthopädie sowie dem Tagesklinikzentrum in Fürstenfeld im Bereich der Urologie werden noch weitere Kooperationen mit anderen KAGes-Standorten sowie mit externen Spitälern eingerichtet und ausgebaut um sowohl diese Spitäler als auch das Klinikum zu entlasten:⇒ Eine Kooperation mit den Krankenhäusern der Barmherzigen Brüder und der Elisabethinen in Graz im Bereich der Inneren Medizin.⇒ Eine Kooperation mit dem Geriatrischen Gesundheitszentrum in Graz (GGZ) in den Bereichen Innere Medizin und Orthopädie und Traumatologie.

    Im Bereich der Kinder- und Jugendversorgung wird eine Portalambulanz eingerichtet. Zudem wird ein zentrales Belegungs- und Ressourcenmanagement implementiert.

  • LKH Hochsteiermark
    (Umsetzung geplant bis März 2024)Am Standort Bruck wird ein Zentrum für tageschirurgische Eingriffe eingerichtet, ebenso wie ein interdisziplinäres „Herz-Gefäßzentrum“ für gefäßchirurgische Leistungen. Neu dazu kommt in Bruck auch eine Tagesklinik für Dermatologie sowie eine Zentrale Ambulante Erstversorgung (ZAE). Die
    Abteilung für Augenheilkunde in Bruck wird in eine dislozierte Tagesklinik mit 12 Betten umgewandelt.Die Brucker Abteilung für Orthopädie und Traumatologie wird an den Standort Leoben verlagert, wodurch der chirurgische Schwerpunkt dort noch gestärkt wird. Die Innere Medizin wird durch eine Tagesklinik für die Bereiche Gastroenterologie und Hepatologie, Hämato-Onkologie sowie Pulmologie aufgewertet. Im Bereich der urologischen Operationen gibt es bereits eine Kooperation mit dem LKH-Standort Rottenmann.Am Standort Mürzzuschlag wird ein Ambulanzzentrum mit Bestellambulanzen für die Sonderfächer Dermatologie und Venerologie, Neurologie und Gastroenterologie eingerichtet. Zusammen mit dem LPZ Mürzzuschlag wird durch das Pilotprojekt „Übergangspflege“ zudem die Versorgung von Patient*innen mit hohem Rehabilitationsbedarf weiter aufgewertet. Die Ortho-Trauma-Ambulanz wird aufgelöst, dafür wird eine Zentrale Ambulante Erstversorgung implementiert.
  • LKH Graz II und LKH Weiz
    (Umsetzung geplant bis Dezember 2023 – ausgenommen Abt. für OTR Weiz)Die LKH Graz II und Weiz werden in einem gemeinsamen Spitalsverbund zusammengeführt, wodurch der Standort Weiz abgesichert und das LKH Graz II aufgewertet wird. Die Abteilung für Chirurgie am Standort Weiz wird vorerst in eine dislozierte Wochenklinik umgewandelt, die auch mit dem LKH-Univ. Klinikum Graz kooperiert. Mittel- bis langfristig soll hier dann eine Abteilung für Orthopädie und Traumatologie etabliert werden. Organisatorisch wird der neue Verbund durch eine Zentrale Ambulante Erstversorgung sowie durch ein zentrales Belegungs- und Ressourcenmanagement verstärkt.
  • LKH Feldbach-Fürstenfeld und LKH Hartberg
    (Umsetzung geplant bis Dezember 2023)Die beiden LKH werden in einem gemeinsamen Spitalsverbund zusammengeführt, wodurch Leistungen über die drei Standorte besser verteilt und die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt werden können. Hierzu wird auch ein zentrales Belegungs- und Ressourcenmanagement eingerichtet.Am Standort Hartberg wird eine dislozierte Wochenklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie implementiert, wodurch auch die Chirurgie in Feldbach entlastet wird. In den Bereichen der Viszeralchirurgie sowie der Orthopädie und Traumatologie wird es auch eine Kooperation mit dem Marienkrankenhaus Vorau geben.Die Geburtshilfe wird von Hartberg an den Standort Feldbach verlagert, dafür wird in Hartberg eine dislozierte Wochenklinik für Gynäkologie eingerichtet, die Feldbach im Bereich der gynäkologischen Operationen entlasten wird. Zudem wird in Hartberg eine Zentrale Ambulante Erstversorgung implementiert.
  • LKH Weststeiermark
    (Umsetzung geplant bis März 2024)Am Standort Deutschlandsberg wird eine dislozierte Wochenklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie eingerichtet. Auch wird das Personal der chirurgischen Abteilung in Deutschlandsberg die chirurgische Ambulanz in Wagna am Wochenende unterstützen. Bereits im Bau ist die neue Palliativstation am Standort Deutschlandsberg, bereits im Laufen ist die Kooperation mit LKH-Univ. Klinikum Graz im Bereich der urologischen Operationen.Am Standort Voitsberg wird die Tagesklinik für Akutgeriatrie und Remobilisation (AG/REM) ausgebaut, für die mobile Remobilisation wird es eine Standortleitung eingerichtet – dadurch wird die Versorgung von alten und gebrechlichen Patient*innen weiter aufgewertet. Die chirurgische Ambulanz wird umgewandelt zu einer Bestellambulanz mit Indikationssprechstunden.An beiden Standorten wird zudem eine Zentrale Ambulante Erstversorgung implementiert.
  • LKH Südsteiermark
    (Umsetzung geplant bis Dezember 2023)Die Chirurgie am Standort Wagna wird durch die neue chirurgische Wochenklinik in Deutschlandsberg sowie durch das dortige chirurgische Fachpersonal unterstützt.Am Standort Bad Radkersburg wurde die Innere Medizin bereits in eine Tagesklinik umgewandelt. Bis Herbst wird noch ein Department für Remobilisation und Nachsorge (RNS) als Krankenhausbetten entlastende Maßnahme für die Sonderfächer Innere Medizin und Orthopädie/Traumatologie implementiert.
  • LKH Murtal
    (Umsetzung geplant bis Oktober 2023)Zur Absicherung des Standorts Knittelfeld werden dort sowohl eine Zentrale Ambulante Erstversorgung als auch ein zentrales Bettenmanagement eingerichtet. Dazu ist ein Steiermark-weiter Journaldienstpool für Innere Medizin nach dem Modell für Notarztbesetzungen durch die GVG vorgesehen.
  • LKH Rottenmann-Bad Aussee
    (Umsetzung geplant bis Oktober 2023)Am Standort Bad-Aussee wird die interdisziplinäre Belegung zwischen der Abteilung für Innere Medizin und der chirurgischen Wochenklinik forciert, um Belastungssituationen besser ausgleichen zu können. Zudem wird hier auch eine Zentrale Ambulante Erstversorgung implementiert.