Sie sind seit sechs Monaten in der Funktion des ÖVP-Klubobmanns tätig. Welche Bilanz können Sie bisher ziehen?
Die Teamarbeit in unserem Landtagsklub funktioniert sehr gut und ich bin überzeugt, dass wir diese gute Kultur des Zusammenarbeitens auch in Zukunft beibehalten werden. Unsere Gestaltungsmöglichkeiten sind sehr groß. Gemeinsam mit der SPÖ geben wir als Zukunftskoalition den Ton in unserem Bundesland an.

Weshalb ist Ihnen die Entwicklung des ländlichen Raums und der steirischen Regionen ein so großes Anliegen?
Die Grazer Bevölkerung wird durch Urbanisierungsprozesse weiter wachsen, ebenso die Räume rund um die Städte. Die Obersteiermark und die peripheren Regionen verlieren an Einwohneranzahl. Diese demographische Entwicklung bringt Infrastruktursysteme in sämtlichen Bereichen unter Druck: ob Verkehrssysteme, Kinderbetreuungseinrichtungen, Nahversorgung, Straßenbau oder der Tourismus. Die Städte können durch die Stärkung des ländlichen Raumes entlastet werden.

Anfang des kommenden Jahres tritt das Landes- und Regionalentwicklungsgesetz in Kraft. Sie haben es seit Monaten mitentwickelt. Was wird sich ändern?
Eine Region zu stärken, bedeutet auch jede einzelne Gemeinde zu stärken. Früher hatten die Regionen hin und wieder das Gefühl Bittsteller zu sein. In Zukunft werden ihnen insgesamt über 12 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Davon kommen je 6,2 Millionen Euro vom Land und 6,2 Millionen Euro von den Gemeinden. Mit dieser finanziellen Ausstattung können die Regionen erstmals selbstständig arbeiten und ihre Projekte individuell entwickeln. Dank eines speziellen Verteilungsschlüssels bekommen die strukturschwächeren Regionen mehr Geld vom Land als die stärkeren.

Seit 2014 arbeitet die ÖVP klubintern am Projekt „Land.Raum.Zukunft“. Welche Themen konnten Sie bereits umsetzen?
Von den 28 konkreten Themenschwerpunkten, die wir definiert haben, sind bisher 22 umgesetzt oder befinden sich schrittweise in Umsetzung. Dazu zählen zum Beispiel der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, der Erhalt öffentlicher Verkehrsmittel, oder die Tourismusförderung. Künftige Fragestellungen sind, wie man Betriebsansiedelungen in den Regionen erleichtern und Arbeitsplätze im ländlichen Raum sichern und schaffen kann. Eine der größten Herausforderungen für die verbleibende sowie für die nächste Periode ist die Gesundheitsversorgung. Die Errichtung eines Leitspitals im Bezirk Liezen wird angestrebt, Gesundheitszentren sollen Spitäler entlasten. Diese Reformen sind schwierig, aber notwendig.

Sie waren 20  Jahre lang Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Donnersbach, die als ein Paradebeispiel für Vermarktung einer Region betrachtet werden kann. Welche Bereiche haben am meisten Potenzial, um die Region zu stärken?
In Donnersbach haben wir es tatsächlich geschafft, eine Kleingewerbestruktur, sowie die Kinderbetreuung und unsere Volksschule zu erhalten. Ein entscheidender Faktor war das schnelle Internet. Gewerbetreibende können ihre Dienste nun vor Ort anbieten und müssen nicht in die Städte ziehen. Auch das Buchungs- und Reservierungssystem in der Gastronomie profitiert durch das Breitband. In Zukunft gilt es zu überlegen, wo  Betriebsansiedelungen koordiniert stattfinden sollen. Es gilt gemeinsam Standorte zu entwickeln.

Welchen Stellenwert hat die Kultur in der Stärkung der Regionen?
Meine Heimatgemeinde Donnersbach ist ein klassisches Skigebiet. Durch die Kultur kann der  Arm des Tourismus verlängert werden. Langfristig gilt es nicht nur die kalte Jahreszeit zu nutzen. Deshalb spielt in der Sommersaison die Kultur eine wichtige Rolle. Sie ist überdies nicht vom schönen Wetter abhängig. Veranstaltungen wie das Märchenerzählfestival von Folke Tegetthoff sind ein Anreiz auch für Grazer, einen Ausflug in unsere Gemeinde zu machen. Auch das Museum Trautenfels, das jedes Jahr ein neues Thema beherbergt, ist über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt.

Die Bevölkerung reagiert auch sehr aufgeschlossen auf andere Kulturen. Bei einer Gospel-Veranstaltung war unsere Mehrzweckhalle voll, die jungen Menschen waren begeistert. Wichtig ist aber immer ein Bindeglied zwischen der Volkskultur (in diesem Fall war es die Blasmusikkapelle) zu anderen Kulturformen (Gospel-Sänger). Auch Musikfestivals spielen in dieser Region eine wichtige Rolle, wie das Internationale Blasmusikfestival in Schladming-Dachstein oder die Konzerte im Stift Admont.

Welche Rolle spielt die Volkskultur in den steirischen Regionen?
Die Dorfkultur ist unter anderem als Alleinstellungsmerkmal für den Tourismus wichtig. Ob Liedergut, Sprache, „Steirergwand“ oder Veranstaltungen im christlichen Jahresverlauf: Unsere Vereine sind sehr gut aufgestellt, nicht nur im konservativen Bereich. So hat etwa der Verband der Heimat- und Trachtenvereine Enns- und Paltental 2015 den „Ennstaler Advent“ auf die Beine gestellt, wo Volksmusikant Josef Schnedl und Autor Peter Gruber mit Musik und Poesie auf das Weihnachtsfest einstimmen. Auch in Gröbming gibt es ein kleines regionales Kulturzentrum, das unter dem Namen „Aicher Herbstkultur“ den ganzen Herbst über Veranstaltungen anbietet.

Welche Bedeutung hat die Kultur für die steirischen Regionen?
Die Steiermark ist Vorreiter in Sachen Kultur. So sehr Traditionen, Bräuche und Sitten einen festen Platz haben, kann es doch nie genug an Weitblick geben.

Wird die Kultur unter Ihrer Schirmherrschaft weiter Gelegenheit haben, sich in den Räumlichkeiten des ÖVP-Klubs im Grazer Landhaus zu präsentieren?
Die Ausstellungen, Diskussionen, Vorträge und Lesungen im Steinernen Saal haben Tradition und werden mit dem Beginn des neuen Jahres fortgesetzt.

Das Interview ist in der Ausgabe 148 November/Dezember 2017 der Kulturzeitung 80 erschienen.